Bike Transalp Etappe 5 – Bormio nach Mezzana oder auch die “Königsetappe”
Der Wecker klingelte wieder um 6 Uhr. Von Tag zu Tag mehr genervt, weil wir nicht mal länger schlafen konnten, hieften wir uns aus dem wirklich gemütlichen Bett. So wie fast jeden Tag gab es Frühstück im Zimmer. Wir hatten ein kleines Tischchen mit einer Sitzbank, die wir super nutzen konnten um uns zu stärken. Brei, Brot, Kaffee, Nutellecka und Erdbeer-Marmelade, das selbe wie jeden Tag.
Unsere tägliche Morgen-Routine - Flaschen füllen, Raddress anziehen, Trinken, Klo, alles wieder einpacken, Trikotaschen mit Gels, Patronen, Booster,... füllen.
Heute konnten wir direkt mit dem Rad zum Start fahren. Ein besonderer Tag stand an - zum ersten Mal durften wir im ersten Startblock starten und wurden für die Startaufstellung aufgerufen, weil wir uns mit dem gestrigen Ergebnis auf Platz 5 in der Gesamtwertung vorkämpften. Und vor uns lag die Königsetappe.
Der berühmt berüchtigte Gaviapass war heute unteranderem zu bewältigen mit 12 km auf 900 hm Anstieg. Zügig aber dosiert starteten wir ins Rennen. Jetzt war die Situation umgekehrt. Nicht wir holten ein, sondern die Norwegerinnen vom Team Stamina schlossen kurz vor der ersten Verpflegungs-Zone zu uns auf. Wir hängten uns sofort bei ihnen rein und ließen nicht abreißen. Dann kam die erste Verpflegungsstelle. Die Flaschen angefüllt, Essen genommen (alles was reinpasst :-)) und weiter gings. Überraschender Weise waren wir schneller als die beiden Norwegerinnen und fuhren unser Tempo weiter bis zum höchsten Punkt, dem Gavia Pass, ohne dass wir noch einmal eingeholt wurden. Erstmals in 5 Tagen Transalp spürten wir sowas wie kühle Luft. Je weiter wir nach oben kamen, umso kälter wurde es. Gott sei Dank warteten auf Passhöhe Viki’s Eltern, die uns unsere Gilet’s für die bevorstehende Abfahrt reichten. Nach einer kurzen, schnellen Abfahrt auf der Straße, ging’s in einen Trail hinein, der ein richtiger Traum war.
Nur kamen wir, wie jeden Tag wieder auf die selben Mixed Teams, die bergab sehr langsam waren und uns jedes mal den Weg einbremsten. Nach einer langen Schiebepassage bergab, ging es weitere 800 Meter bergauf. Spätestens jetzt wurde uns klar, warum es die Königsetappe war. 🙂
Es ging relativ steil eine ruppige Schotterstraße in Kehren bergauf. Jetzt war es wieder drückend schwül. Man musste sich wirklich konzentrieren um eine schöne Linie zu finden. Zu schwierig war es jetzt auch für die Mixed Teams, bei denen die Männer die Teamkolleginnen nicht mehr ziehen oder schieben konnten. Wie schon öfters in den letzten Tagen musste ein männlicher Teilnehmer seinen Mann stehen und an uns vorbeifahren. Nur blöd, dass es mit der Linienwahl nicht so wirklich klappte und mitten auf der Strecke unmittelbar vor Claudia zu Fall kam, was auch Claudia zum Absteigen zwang. Kann ja an sich einmal passieren. Bitter nur, wenn die Kräfte ohnehin schon schwinden und man dadurch komplett aus dem Rhythmus gerissen wird.
Als wir endlich oben ankamen, ging es weiter auf einem Singletrail, an einem Bergrücken entlang. Hier durfte man sich keinen Fahrfehler erlauben. Wie wir später erfuhren endete ein solcher für einen Fahrer mit einem zum Glück glimpflich verlaufenen “Absturz”. Der Biker kullerte “nur” auf einem Wiesenhang ein paar Meter runter. An einer anderen Stelle hätte das wesentlich fataler Enden können.
Dann warteten noch kleinere Schupferl auf uns, ehe es dann gut 15km leicht abfallend mit einigen kleinen “Hügelchen” ins Ziel nach Mezzana ging.
Das ganze Rennen über dachten wir, jetzt holen uns die Norwegerinnen gleich ein. Obwohl wir schon am Ende unserer Kräfte waren, retteten wir nach 6:14 am Bike, den 5. Platz ins Ziel. Überglücklich die Königsetappe gut überstanden zu haben und sogar den Vorsprung auf die 6. Platzierten ausgebaut zu haben, schmissen wir uns in den kühlen Bach, der neben dem Zielbogen war, hinein. Abkühlung - tut das gut!!! 🙂
Viki hatte leider beim Zimmer Buchen kein Glück. Laut Buchungsplattform waren nur mehr Zimmer im 30 Minuten entfernten Madonna di Campiglio frei. Ein wunderschöner Ort auf 1700 hm gelegen. Perfekt für ein Höhentrainingslager ;). Die Anreise vom Zielort nach Madonna dauerte dementsprechend. Hungrig, Müde, staubig und dreckig kamen wir in einem Golfhotel an, wo uns ein Page unsere Koffer abnahm. Wir fühlten uns leicht fehl am Platz, da wir von Anzugträger in Karo-Hemden und Abendkleidern umgeben waren, die uns entgeistert anstarrten. Frisch gewaschen und geföhnt suchten wir in Madonna etwas zu essen. Das erst Beste war heute gut genug für uns. Zufällig trafen wir auch noch auf andere Teilnehmer der Transalp, die das gleiche “Glück” beim Zimmer buchen hatten, niemand geringerer als der diesjährige Race Across America Gewinner Pierre Bischoff mit seiner Mixed-Partnerin Janine Schneider.
Hoffentlich alle Speicher aufgefüllt, Taktik für die nächste Etappe besprochen und ab ins Bett. Gute Nacht.