Granit Marathon 2017 – Heimrennen
Zum 17. Mal fand heuer der Granitmarathon in Kleinzell im wunderschönen ‚hügeligen‘ Mühlviertel statt. ‚Ach wie nett, hügelig‘, werden sicher einige denken, die noch nie an Ort und Stelle waren. Doch der Granitmarathon ist alles andere als ‚nett‘.. Nein, er ist hart, zach, steil, technisch anspruchsvoll, und auch das Wetter hat beim Granitmarathon seine eigenen Gesetze: entweder es hat gefühlte null Grad und der Regen verwandelt die Strecke in ein Schlammfeld, oder die Bikerinnen und Biker werden bei 40 Grad im Steinbruch regelrecht gegrillt. Heuer hatte es fast den Anschein, als würde dieses Gesetz gebrochen, es hatte am Start so um die 18 Grad, nur ein paar Regentropfen fielen. Doch kurz nach dem Startschuss kam die Sonne hervor, und es wurde schwül, seeehr schwül… dazu mischte sich der Wind, und als gegen 14.00 Uhr der Himmel seine Pforten öffnete und ein Regenschauer sondergleichen auf uns niederging, wusste jeder: DAS ist der Granitmarathon 😉
Um 9.00 Uhr fiel der Startschuss für die Xtreme-Distanz mit 90 Kilometer und 3000 Höhenmeter, der sich Claudia und Viki stellten. Eine halbe Stunde später startete Eva ins Rennen über die 60 Kilometer und 2000 Höhenmeter.
Allesamt wussten wir es würde ein langer Tag am Bike. Alles konnte passieren.
Hier sind unsere ganz persönlichen Eindrücke vom Rennen.
Evas Rennbericht:
Nachdem ich mir vor einigen Wochen bei einem Sturz eine fiese Rippenprellung zuzog, wagte ich mich heuer auch wieder ‚nur‘ auf die 60km- Strecke, die allerdings mit 2000 Höhenmeter den Teilnehmern auch alles abverlangte.
Bedingt durch fast 4 Wochen Trainingsrückstand hatte ich dementsprechend Respekt, oder deutlicher ausgedrückt: ich hatte so richtig die Hosen voll 😉
Nicht nur wegen der steilen Anstiege, nein, auch die doch sehr schwierigen Trails machten mir Sorgen.
Eine halbe Stunde, nachdem Viki und Claudi auf die 90km-Strecke gestartet sind, fiel auch für mich der Startschuss. Die Strecke präsentierte sich wirklich in Top-Zustand, die Trails waren nahezu trocken, und bis auf die leider üblichen ‚Staus‘ vor den kniffligen Trailpassagen war die Strecke wirklich super fahrbar. Ich merkte gleich von Beginn an, dass meine Beine einfach nicht ganz so wollten, wie ich, und so wurde ich nach ungefähr 30 km von richtig heftigen Krämpfen in den Beinen heimgesucht. Angst machte sich breit, da ich wusste, es kommen noch 3 extrem steile Anstiege. Doch aus irgendeinem Grund hatten meine Muskeln doch eine Einsehen, und so schaffte ich auch die letzten ‚Rampen‘ auf dem Bike fahrend (und nicht das Bike schiebend 😉
Ich war zwar 4 Minuten langsamer als letztes Jahr, aber aufgrund des verletzungsbedingten Trainingsrückstandes bin ich trotzdem sehr zufrieden mit meinem Ergebnis. Immerhin hab ich überlebt! 😉
Claudias Rennbericht:
So ein Heimrennen ist schon was besonderes. Zuhause schlafen… als wäre nichts und dann steht man auf und weiß, dass man in meinem Fall weit über 5,5 Stunden im Sattel sitzen und es alles andere als gemütlich würde. Ich war nicht nervös. Irgendwie fehlt mir das heuer. Nein ich hatte Respekt, vor dem was kam.
Noch angeschlagen vom Sturz in Kürnberg, wusste ich nicht, was mein Knie unter der Dauerbelastung machen würde. Es war geprellt und schmerzte. Als der Startschuss fiel waren aber die Sorgen um das Knie weg. Vielmehr machte ich mir Sorgen um das Laktat in meinen Beinen, dass schon wenige Meter nach dem Startschuss in jede einzelne Faser meiner Beinmuskulatur schoß. Ich versuchte zu pacen, wie ich es auch von so mancher Stelle empfohlen bekam ;), wollte aber auch nicht am Ende des Feldes in die ersten Abfahrten fahren müssen.
So war es vermutlich wieder einen Tick zu schnell und es waren lange erste 60 Kilometer, bis wir wieder in Start Ziel durchkamen. Ich musste leiden. Ordentlich leiden. Das Gefühl war mies, der Puls hoch. Nach 30 Kilometern machten sich die ersten Krämpfe bemerkbar. Scheiße. Zum Glück hatte ich dieses Mal Salztabletten dabei, mit denen ich die Krämpfe wieder für eine Zeit abwenden konnte.
Mein Motto war: Sturzfrei und save die technischen Passagen bewältigen. Durchkommen war heute das Ziel. Bei nur drei Teilnehmerinnen bedeutete das ein “sicheres Stockerl”. Darum ging es mir aber nicht. Nach dem DNF brauchte ich ein Ergebnis für mein Selbstvertrauen. Leider hatte ich nicht nur zu wenig “Atemluft”, sondern auch eine Starrgabel. Die wollte sich nicht entsperren und zwang mich sogar zum Stehenbleiben. Ich konnte es nicht richten. Ein Glück, dass ich so kräftige Oberarme habe, die somit einiges an Arbeit übernehmen konnten.
Als es wieder zurück in Richtung Kleinzell ging, bei etwa Kilometer 40 wurde mein Gefühl ein wenig besser. Bestens betreut durch Kathi, Vikis Schwester Lena und Vikis Freundin Raphi ging es in Richtung Start/Ziel und dort angekommen über eine Rampe. Cool dachte ich mir - da kann ich mal was trinken. Falsch gedacht. Denn am Ende der Rampe war eine Stufe. Eine hohe Stufe. Mit der Flasche in der rechten Hand konnte ich nicht mehr reagieren und schlug hart auf. Flasche kaputt, ich okay. Irgendwie. Weiter gings. Rauf und runter, rauf und runter, rauf und runter und rauf. Die letzten 30 Kilometer waren trotz Sturz gut, abgesehen von den Krämpfen, und dem Platzregen, der irgendwie auch cool war.
Nach 5h45min erreichte ich als dritte von drei Damen das Ziel. Zufrieden darüber den Schweinehund erneut bezwungen zu haben. Mein Tag endete leider im Krankenhaus. Die Folgen des Sturzes spürte ich erst nach dem Rennen. Brustkorbprellung, wie sich glücklicherweise nur herausstellte. Aber dennoch… wieder ein Sturz, von dem es sich zu erholen gilt.
Auch wenn der Brustkorb noch schmerzt, bin ich immer noch schwer beeindruckt von der wahnsinns Stimmung und der Begeisterung in Kleinzell. Das gibt es nirgendwo sonst. Gratulation an Organisator Jürgen Scalet für ein tolles Rennen. Und bitte bitte kennzeichnet die Stufe im nächsten Jahr ;).
Next Stop Mountainbike WM in Singen am 24. Juni.
Vikis Rennbericht:
Endlich war es soweit. Der Granit Marathon stand vor der Tür. Ich freute mich schon voll drauf, weil es mein Heimrennen war. Entlang der ganzen Strecke bekannte Gesichter machten die Atmosphäre auf der Strecke noch besser. Die vielen Anfeuerungsrufe motivierten zusätzlich und ließen mich noch ein wenig schneller als sonst fahren.
Pünktlich um 8 Uhr starteten Claudia und ich von mir daheim in Altenfelden weg. Um 9 fiel der Startschuss. Nervös wie immer war ich heilfroh, als endlich gestartet wurde und alles in Bewegung kam. Vom Start weg wusste ich, zu Beginn sollte ich vorne dabei sein, aufgrund der engen Passagen und Trails nach dem Start.
Wie jedes Jahr stand meine Mama (kurz von der Arbeit weggedüst) nach ca. 1 km am Streckenrand und feuerte mich in ihrem Dirndlkleid an. 🙂 Kurz danach sah ich auf einmal “Dorni”, den ich unbedingt überholen wollte. In die erste Abfahrt ging ich vor ihn, auf der nächsten Rampe überholte er mich wieder. Ich musste ihn ziehen lassen, im flachen und bergauf war er einfach stärker. In der Abfahrt zur “Rohrleitung” runter konnte ich ihn einholen und war von da an vor ihm.
Nach knapp 3:30 Stunden und 60 km war ich das erste mal durch das Start/Ziel Gelände durch. Ich fühlte mich sehr gut bis dahin, dann aber kamen die letzten 30 km und die damit verbundenen nicht endend wollenden Krämpfen. Immer wieder war ich froh, wenn ich bei meiner Schwester Lena und meiner Freundin Raphi vorbeikam, die mich auf der langen Strecke verpflegten.
Komplett erschöpft und müde kam ich als zweite Damen ins Ziel. Mit einer Zeit von 5:36 kam ich dann schlussendlich drei Minuten später als Dorni ins Ziel, der mich auf den letzten Kilometern nach Apfelsbach rauf wieder einholte.
Die Bezirksmeisterschaftswertung sicherten sich Claudia (2. Platz) und ich (1. Platz).
Gleich wie bei Claudia gehts in zwei Wochen schon nach Singen zur Marathon WM. 🙂
PS: Auch nächstes Jahr werden wir wieder dabei sein. Super Veranstaltung, super Strecke und das beste Publikum. 🙂
Fotocredit: Mathias Lauringer Fotografie - mlfoto.eu, Sportograf, Franz Plechinger