Bike Transalp 2017- Evas Rückblick
Im Gegensatz zu Claudia und Viki war es für mich die erste Transalp. Meine Gefühle im Vorfeld waren gemischt, da ich aus zeit- und motivationstechnischen Gründen mein Training einfach nicht so durchziehen konnte, wie ich es eigentlich wollte. In meinem Kopf wechselten sich zwei Gedanken ab, zum einen : ”ach, das schaffst du schon, du bist schließlich schon die 200er in Goisern gefahren, was sollen dich da 100km-Tagesetappen beunruhigen”, zum anderen: “oh mein Gott,ich hab viiiieeel zu wenig trainiert, 7 Tage hintereinander auf dem Bike, wie soll ich das bloß schaffen???????”
Nun gut, erste Herausforderung: was nehm ich mit? Ich wusste ja in etwa, wie groß die Tasche werden wird, die im Starterpaket enthalten ist und vom Veranstalter von Hotel zu Hotel transportiert wird, also packte ich und packte ich, es musste ja schließlich von allem etwas mit: Bike-Klamotten lang und kurz, am besten in 3facher Ausführung, Kleidung für nachher, lang und kurz, Jacke, es könnte ja kalt werden, natürlich Toilettesachen, Fön, man will ja net ganz ungeschminkt oder unfrisiert auf die Pastaparty gehen ;-)... Dazu kamen natürlich Unmengen an Gels, Iso-Getränkepulver und Regenerationsshakes…. und und und…. naja, im Nachhinein war es viel zu viel…Denn: Haare fönen? Nach 120 km und über 3000 Höhenmeter? He, wofür gibt es Trucker-Caps? Und schminken? Es lebe die Sonnenbrille!!!!! Und aufgrund des traumhaften Wetters haben wir auch Jacke und lange Hosen umsonst mitgenommen...
Auch die Hälfte an Gels hätte ich mir sparen können, denn spätestens am 4.Tag hatte ich null Bock auf Gels…. Genaueres später…
Die erste Etappe mit Start in Mayrhofen “rollte”gut an, Wetter perfekt, gleich mal 1700 Höhenmeter am Stück. Eine gute Möglichkeit, mich auf meinen Teampartner Paul einzustellen. Immerhin bin ich erst einmal mit ihm gefahren, also noch ein Novum für mich. Aber schon auf den ersten Kilometer zeigte sich, dass Paul und ich perfekt harmonierten, also er Zugpferd, ich hinten dran 😉 Aber wer jetzt denkt, ach, das ist ja easy, einfach hinten am Rucksackgurt festhalten und sich ziehen lassen, der irrt. Einfach mal versuchen, dann selber ein Urteil bilden….
Die erste Etappe war gleichzeitig die Königsetappe. Wetter: heiß, Berge: steil und lang, Körper: Krämpfe…. Material: Totalschaden bei Paul :-() am letzten Trail, gut 10 km vorm Ziel brach eine Hinterstrebe von Pauls Bike, und so konnten wir nur ganz langsam Richtung Ziel rollen… Was nun??? War das die erste und gleichzeitig letzte Etappe? Aber nein. SCOTT hatte Gott sei Dank Leihbikes dabei, und so konnten “Rahmenbruch-Paul” , wie ihn die SCOTT-Crew dann liebevoll nannte, und ich die Transalp fortsetzen….
Ohne jetzt genau auf die einzelnen Tage einzugehen, kann ich nur sagen: das Wetter war an allen 7 Tagen ein Traum, Sonne pur und heiß, die Strecke durch die Dolomiten einfach der Hammer, das Panorama unvergesslich….
Aber wie viele Teilnehmer auf der Strecke lieferten uns auch wir einen Kampf mit dem Defektteufel: Bremsendefekte, platte Reifen und Schaltprobleme... so verloren wir jeden Tag einige Plätze in der Platzierung, was natürlich schon ärgerlich war… aber was viel wichtiger war: irgendwie schafften wir es doch jeden Tag wieder ins Ziel.
Obwohl wir in unterschiedlichen Hotels untergebracht waren, kam die ganze “Mühlviertler Gang” (bestand aus Paul & mir, Viki & Claudia und meinem Mann Markus & meinem Bruder Andi) fast jeden Abend zusammen, und zwar bei meiner Schwester Nina, die uns die ganze Woche mit ihrem Mann Alex mit einem Campingbus begleitete und zufälligerweise auch noch die beste Masseurin weit und breit ist. So hatten wir jeden Abend den Luxus, unsere geschundenen Beine von ihren Händen reparieren zu lassen… 😉
Dennoch kam ich nicht nur körperlich, sondern auch mental absolut an meine Grenzen. Jeden Tag die gleiche Prozedur, morgens Frühstück, obwohl man eigentlich keinen Hunger hat, aber man weiß, man muss was essen, biken, obwohl der Körper eigentlich spätestens am 3. Tag müde ist, ins Ziel kommen, essen, obwohl man eigentlich keinen Hunger hat bzw. der Magen eh sauer ist von den unzähligen Gels, Bike waschen gehen, obwohl man eigentlich viel lieber einfach sitzen bleiben und die Beine von sich strecken möchte, das Hotel suchen, duschen, Bike-Klamotten waschen, essen gehen, obwohl der Magen noch immer rebelliert, dann im Hotel wieder die Sachen für den nächsten Tag herrichten und Tasche packen, weil wir um 6 Uhr früh die Tasche an der Rezeption abgeben mussten.
Ach ja, Thema Essen: ein ganz großes Problem für mich… normalerweise bin ich ein “guter Esser” (haha, ja, man siehts mir an), aber am dritten Tag merkte ich, dass mein Magen immer mehr rebellierte, meine Verdauung quittierte ihren Dienst, ich musste mich tatsächlich zum Essen zwingen :-()... Mein Teampartner Paul saß stets mit erhobenem Zeigefinger beim Essen neben mir und passte auf, dass ich bis auf den letzten Bissen auch wirklich alles auf aß… 😉 “Du brauchst es morgen, also ISS!!!!” In diesen Momente hasste ich ihn.. (Sorry Paul, aber es war so 😉 ) ABER: er hatte absolut Recht!!!!!
Wie gesagt, ich möchte auf die einzelnen Etappen gar nicht eingehen, die Fotos sprechen für sich, die Strecke bot sich abwechslungsreich, von allem etwas, manchmal hart und unerbärmlich, manchmal wunderschön und schon fast kitschig, wie zum Beispiel am Pfitscherjoch, Fanesalm oder rund um den Rosengarten.
Einer der schönsten Momente war natürlich die Ankunft in Riva del Garda, wo die gesamte Mühlviertler Gang (inklusive Vikis und Claudias Eltern und Pauls Frau Elisabeth) mit Prosecco und kaltem Bier auf uns wartete, und naja, man soll ja viiiieeeel trinken, wenns so heiß ist 😉
Zusammenfassend kann ich sagen, dass es auf jeden Fall eines der eindrucksvollsten, emotionalsten, anstrengensten und aufregensten Erlebnisse in meinem Leben war, ich habe nicht nur sehr viele nette Leute, sondern auch mich und meinen Körper neu kennengelernt, bin an und über meine Grenzen gegangen und habe landschaftliche Gustostückerl erlebt, aber am schönsten war es, gesund mit all meinen Freunden heil das Ziel erreicht zu haben.
Und gibt es eine Wiederholung? Naja, “schaun wir mal, dann siagt mas scho” 😉