Bike Transalp 2.0 – Über Teamgeist, Fairness und psychische Belastung
Ich wusste, was auf mich zukam. Dementsprechend gelassen, schaute ich dem Projekt entgegen. Mit der Anmeldung ließen wir uns Zeit, erst musste das nötige Kleingeld zusammen gekratzt werden. 750 Euro Anmeldegebühr pro Person sind nicht wenig. Und auch mit der Hotelbuchung hatten wir keinen Stress. Letzteres hatte zur Folge, dass die nahegelegenen Unterkünfte klarerweise schon früh ausgebucht waren und wir wieder ein paar Kilometer Anfahrt in Kauf nehmen mussten.
Gesteckte Ziele
Jetzt aber zum Rennen selbst. Klar gestecktes Ziel lautete an den tollen 5. Platz vom vergangenen Jahr anknüpfen und wenn alles klappte, einen drauf setzen. Von Platzierungen zu träumen ist aber im Vorfeld wert- und sinnlos. Wo man im Klassement liegen könnte, weiß man sowieso erst wenn man den ersten Tag überstanden hatte. Es gibt keine offizielle Starterliste, kann auf gut Glück nach Namen suchen, die vielleicht am Start sein könnten oder erfährt irgendwie über Social Media vom einen oder anderen Damenteam. Somit starteten wir mit einem Fragezeichen in die erste Etappe, die in diesem Jahr gleich die Königsetappe sein sollte. 100 Kilometer und 3000 Höhenmeter standen im Routebook. Als wäre die erste Etappe zum Betreuen nicht ohnehin schon schwer genug – einen direkten Weg mit dem Auto von Mayrhofen nach Brixen gibt es nicht - kam für alle Begleiter eine geplante Fliegerbombensprengung im Eisacktal erschwerend hinzu. Die Supporter der Profiteams rückten schon um 4 Uhr morgens an, um noch vor der Autobahnsperre am Betreuungspunkt zu sein. Denn das gesamte Eisacktal, Autobahn und Zufahrtsstraßen waren von der Früh weg gesperrt. Unsere Betreuer - auch in diesem Jahr Vikis Eltern - betraf das noch nicht, weil sie erst am Renntag anreisten und wir sie erst im Ziel erwarteten.
Somit galt es den ersten laaangen Tag allein mit zwei Labstationen zu überstehen. Ansich nichts besonderes. Nur ein Bruchteil der Starter darf sich glücklich schätzen und wird betreut. Der Rest peilt die Labstationen der Veranstalter an, die sehr gut ausgerüstet sind. Hier gibts Iso in Gießkannen (zum schnellen Befüllen der Trinkflaschen), Erdnüsse, Melonen, Kartoffeln, gesalzene Kartoffeln… viele stiegen hier vom Rad und füllten erstmal in Ruhe die Speicher auf. Wir stoppten nur kurz an den Gießkannen. Und nahmen nur widerwillig von dem "pick"-süßen Zeug. Ansonsten waren ich bestens mit meinen Winforce Gels und Iso betreut. Was mir die Woche doch sehr erträglich machte. Auch in Sachen Gels und Iso lohnt es sich echt, hier auf Qualität zu setzen. Die Verdauung dankt es einem schon am ersten Tag. Winforce kann ich deshalb nur empfehlen.
Aber nochmal zurück zum Start. Heuer durfte ich das Abenteuermit Freunden erleben. Eva startete mit Kette links Friend Paul und auch Evas Mann Markus und Evas Bruder Andi, waren im Herrenteam am Start. Evas Schwester Nina, die sich um unsere müden Muskeln kümmern sollte und ihr Mann Alex, komplettierten unsere wirklich coole “Gang”. Um unsere Bikes kümmerte sich, wenn nötig, liebevoll Roli vom Centurion Vaude Team. Ganz wichtig war auch unser Compex, der zusätzlich für Entspannung sorgte.
Eine ganze Woche pures Mountainbiken stand an. Nichts besser als so ein Bike-Abenteuer mit Freunden, wo jeder jedem nur das Beste wünscht, sich gegenseitig motiviert, unterstützt und vor allem die Leistung des anderen schätzt.
Genau das macht so ein Teamrennen wie die Transalp auch so besonders. Gemeinsam Großes erleben. Respektvoller Umgang mit den Mitstreitern und der Natur. Durch Höhen und Tiefen gehen.
Ich nahm mir für mich vor, dass auch der Spaß nicht zu kurz kommen sollte. Bei aller Ernsthaftigkeit, die ein Rennen erfordert, freute ich mich über die blöden Sprüche vor und nach dem Rennen.
Eigentlich gibt es sehr viel zu erzählen. So eine Woche Biken ist voller Erlebnisse, Eindrücke und Gedanken, die man gerne teilen möchte. Für die 20. Auflage haben sich die Veranstalter die wahrscheinlich schönste Route über die Alpen und Dolomiten bis zum Gardasee einfallen lassen. Man könnte nur so schwärmen von den ganzen atemberaubenden Orten. Ich sag nur Schlegeis, Pfitscherjoch, Rosengarten, steinerne Stadt & Co. All diese Orte zu beschreiben würde zu lange dauern. Ein paar Eindrücke könnt ihr ja von den Fotos gewinnen. Vielmehr möchte ich jedoch ein paar Gedanken zum Thema Psyche, Teamgeist und Fairness mit euch teilen.
Motivation
Nachdem ich im vergangenen Jahr schon Transalp Erfahrung sammeln konnte, war die 20. Auflage in diesem Jahr nichts “Neues” mehr. Ich konnte dem Projekt viel entspannter entgegensehen. Der psychische Druck, den ich mir im letzten Jahr selber im Vorfeld machte, und der mir vor lauter Stress auch gesundheitlich einen Strich durch die Rechnung machte, war nicht mehr in dieser Form da. Nach der erreichten WM-Quali und der WM-Teilnahme war ein großer Traum für mich in Erfüllung gegangen, die Transalp somit nur mehr noch eine Draufgabe. Ich war gelassen, fast demotiviert. Viel Arbeit, viel Training, ein gespickter Rennkalender und dann ein paar andere Ungereimtheiten ließen die Motivation für so ein Großprojekt nicht unbedingt steigern. Mit dem Ziel - in diesem Jahr direkt in Riva am wunderschönen Gardasee - vor Augen, einer meiner Lieblingsplätze, konnte ich mich dennoch in den Rennmodus versetzen und die sieben Tage auf für mich hohem Niveau und ohne größere Leistungseinbrüche gut hinter mich bringen.
Die ersten beiden Tage galt es zu dosieren. Ein “Abschießen” an Tag 1 wie im letzten Jahr wollte ich tunlichst vermeiden. Und dennoch kamen wir ohne große Zeitrückstände an den ersten beiden Tagen ins Ziel. An Tag 3 rochen wir Lunte, sahen die Damenteams unmittelbar vor uns. Viki zeigte gerade am Weg zum Grödner Joch, wozu sie alleine zu leisten im Stande wäre, und fuhr mir auf und davon. Wir hetzten an der steinernen Stadt vorbei, den ruppigen Weg runter, was den ersten Sturz in dieser Woche für mich zur Folge hatte. Zum Glück nicht schlimm. Geschafft. Ziel erreicht. Ein Stockerlplatz. Wieder ein Traum der in Erfüllung ging.
Danach noch ein paar Troubles mit der Hotelbuchung, aber nach dem Erfolg für mich nicht weiter schlimm.
Der dritte Platz sollte in dieser Woche das einzige Podium sein, auch wenn wir immer wieder knapp daran vorbei schrammten.
Fairness und Teamrennen neu interpretiert
Leider mussten wir auf der letzten Etappe auch noch feststellen, dass die anderen Damenteams es mit dem Fairplay nicht so genau nahmen. Andere Teams oder gar externe Betreuer unterstützten die Teams vor uns auf unerlaubte Weise. Die Fahrerinnen ließen sich von anderen als der Teampartnerin “schieben” oder “ziehen”. Durch diese Tatsache gewinnt unser 5. Platz noch ein bisschen mehr an Stellenwert.
Verwundert bin ich über die verschiedenen Team-Taktiken, die alles andere als den Sinn des Teamrennens widerspiegeln. Nicht selten traf man auf Fahrer, die an der Ziellinie (fast vergeblich) auf den Mitstreiter warteten. Auch uns wurde empfohlen, es solle jede ihr eigenes Tempo fahren… Hm…
Start-Ziel-Sieg zum Schluss
Auch bei der Afterrace-Party gaben wir alles. Man will sich ja schließlich nichts vorwerfen lassen müssen. Ein Wahnsinns Abend, den ich so schnell nicht vergessen werdeWer noch ein paar Hintergrund-Infos zu dem einen oder anderen an- oder unausgesprochenem Thema, Tipps für Teamtaktiken, Packlisten, etc. braucht, meldet euch :).