Race Mode ON: Claudia & Viki lösen WM Ticket beim UCI MTB Marathon Tiliment
Am Sonntag, den 23. April war es - noch früh in der Saison - soweit, Claudia und Viki starteten im italienischen Spilimbergo in ihre Mountainbike Saison.
Für das Kick-Off Rennen suchten sich die beiden kein geringeres als ein UCI World Series Rennen aus - den UCI MTB Marathon Tiliment.
104 schwierige Kilometer durch zum Teil unberührte Natur mit schier nicht enden wollenden Single-Trails und nicht weniger als 3000 Höhenmeter warten traditionell Ende April auf die Teilnehmer.
Jedes Jahr zieht es die besten Mountainbiker der Welt in das kleine friaulische Dörfchen Spilimbergo, unweit von Udine und der Prosciutto Hochburg San Daniele. Von A wie ‘the legend’ Albanator Alban Lak(t)ata bis Z wie Zeller Viktoria 😉 geben sich Mountainbiker beim UCI World Series Rennen ein Stell-dich-ein.
Für Claudia war es nicht nur das erste Antreten in Tiliment, sondern auch der erste Start in der Lizenzklasse und in einem Rennen solcher Dimension. Seit kurzem ist Claudia auch Mitglied in unserem Heimatverein Team DNA EinDruck, über den sie mit einer Lizenz für ein solches Rennen oder etwa Österreichische Meisterschaften startberechtigt ist.
Viki kam bereits zum dritten Mal in das friaulische Dörfchen. Leider machte ihr eine Erkältung einen Strich durch die Vorbereitung. Dennoch wagte sie sich an den Start.
Bereits am Freitag trafen die beiden zunächst in San Daniele ein. Claudia kam direkt von der Arbeit am Freitag Abend. Kurz vor knapp konnten die beiden auch noch einen Betreuer für das Abenteuer gewinnen. Claudia’s Studienkollege Andi kam für einen Kurztrip und ein bisschen Dolce Vita angerauscht. Vielen Dank an dieser Stelle für deinen Einsatz, Andi.
Am Samstag stand dann noch gemeinsames Einrollen mit Vikis Freund Daniel, Daniels Dad Reinhard und Andi und eine kurze Vorbelastung am Programm.
Um Platz für Andi zu haben, zogen Viki und Claudia von Samstag auf Sonntag in ein kleines Apartmenthäuschen direkt im Zentrum von Spilimbergo um, das Platz für 3 bot, und in dem wir am liebsten gleich fix eingezogen werden, so heimelig wie wir uns dort fühlten. Mit viel Liebe für’s Detail eingerichtet, typisch italienisch. Einfach herrlich. Hier machten sich allesamt uns am Nachmittag auch noch was zu Essen.
Danach Startnummern holen, Kaffee trinken, Dolce Vita für Andi und wieder Essen - so war der Samstag auch rasch vorbei.
Ab ins Bett und dann war auch schon Sonntag 6.00 Uhr morgens, als der Wecker klingelte. Frühstück, anziehen, einfahren. Es wartete ein ziemlich langer und harter Tag am Bike und für beide ging es doch um einiges: nichts geringers als ein WM-Ticket, das Viki und Claudia an diesem Tag lösen wollten.
Hier die Eindrücke von den beiden Mädls:
Viki zum Rennen:
Ich war sehr nervös, weil ich aus dem vergangenen Jahr ziemlich schlechte Erinnerungen von diesem Rennen mitgenommen hatte. Dauerregen machte damals das ohnedies schon schwere Rennen unbeschreiblich hart für mich. Das Frühstück schmeckte auch nicht so sehr, aber es hieß essen, essen, essen...und somit den langen Tag überstehen. Der Start war wie immer sehr hektisch, überall rauschten die Fahrer links, rechts und in der Mitte vorbei, gute Plätze sichern. Nach 3 km wurde das Rennen freigegeben und los gings. Staub über Staub, mehr war nicht zu sehen, da es gleich in einen Schotterweg hineinging und viele vor uns waren. Deswegen ging es die ganze Zeit im Ziehharmonika-Effekt raus aus Spilimbergo - Bremsen, Gas geben, Bremsen, Gas geben,.....
Ich kam vom Start gut weg und konnte zu Beginn mit einer Männer Gruppe mitfahren, das ganz gut war, weil die ersten Kilometer flach waren. Die ersten Hügel hatte ich ein gutes Gefühl und auch auf Trails konnte ich Meter machen. Nach knapp 3,5 Stunden kam dann der lange Berg mit knapp 13 km und 1000 hm. Von Anfang an ging ich ein wenig zu schnell ins Rennen und spürte deswegen meine Beine, aber auch meine Erkältung machte mir noch sehr zu schaffen. Im letzten Abschnitt des Berges war auf einmal Claudia neben mir. Ich wollte mit ihr mitfahren, konnte aber nicht mehr und musste von ihr und zwei weiteren Fahrern abreißen lassen. Gott sei dank war es nicht mehr allzu weit bis zum höchsten Punkt. In der Abfahrt konnte ich wieder Zeit gut machen und zu den anderen aufschließen. Im letzten Drittel des langen Bergs merkte ich schon wie die Krämpfe im Anmarsch waren. Nach dem Downhill musst ich mein letzte Gel nehmen damit die Krämpfe aufhören. Im selben Augenblick kam ein kleiner Hügel, wo ich ehrlich gestehen muss, dass ich diesen kleinen Hügel rauf schieben musste, da meine Beine zu stark krampfen. Die nächste Verpflegungszone war nicht mehr weit und da wartete Andi mit einer Flasche Cola - Juhuu. 🙂
Der letzte Anstieg aber hatte es nochmal ganz schön in sich. Es zog sich ein nicht endend wollender Trail bergauf, sowie bergab dahin und danach noch 10 km flach durchs Bachbett, mit groben Schotter bis ins Ziel. Ich war so froh, dass ich einen Mann erwischt hatte der mich ins Ziel brachte und ich nicht allein auf weiter Flur unterwegs war. Nicht ganz so schlechte Erinnerungen und wieder eine WM Quali. Yesss!
Claudia’s Wort zum Rennen:
Ich war angespannt aber dennoch genoss ich die Atmosphäre. Ich hatte einfach Respekt. Viki’s Erfahrungen waren ja nicht allzu gut, sodass ich hoffte, dass ich das Rennen irgendwie gut überstehe.
Der Startschuss viel und erstmal hieß es Stop & Go durch die engen Gassen von Spilimbergo. Als wir auf Schotter ankamen, wurde das Rennen freigegeben und richtig schnell. Ich versuchte mich in der Staubwolke zu halten, auch wenn meine Atemwege mich dafür hassen würden. Es war sehr ruppig, mit vielen Löchern, flach und schnell. Bei solchen Bedingungen habe ich generell sehr viel Mühe, mitzukommen.
Ich versuchte mich ans Hinterrad von Viki zu klemmen, was mir auf den ersten Kilometern auch nicht schlecht gelang. Dann musste ich sie aber ziehen lassen. Cross-Country mäßig ging es nach den ersten flachen Kilometern weiter. Keine Chance für mich, hier bergab dran zu bleiben. Ich versuchte meinen Rhythmus zu finden. Gerade bergauf gelang mir das sehr gut. Mit meinem neuen 8,5kg Centurion Bike flog ich förmlich die Hügel rauf. Geiles Gefühl.
Bergab hatte ich so meine Schwierigkeiten, hier fehlen mir doch einige Jahre Fahrpraxis im schwierigen Gelände. Ein harter Crash eine Woche davor am Gardasee hatte mir außerdem viel Respekt eingeflößt. Sturzfrei durchkommen war mein Ziel.
Etwas frustrierend finde ich in meiner “Leistungsklasse” mit welchen Typ Radfahrern man so fährt. Meist sind sie doch etwas älter und sehr sehr ehrgeizig. Lieber würde ich an der Seite von sportlicheren, jüngeren Bikern so ein Rennen bestreiten. Das wird aber wohl ein Wunschdenken bleiben :).
Schön war es ab und zu unseren Betreuer Andi zu sehen und eine neue Flasche übernehmen zu können. Der Arme tat mir fast ein bisschen leid. Er hatte doch sehr viel Wartezeit. Nach etwa 55 Kilometer ging es in den langen Anstieg. Ich erinnerte mich an Daniels Worte: “Hier muss man noch Reserven haben”. Ich hatte sie. Knapp 3,5 Stunden lagen schon hinter mir. Rauf zum höchsten Punkt konnte ich viele Biker überholen. Ich hatte wirklich sehr gute Beine. Im letzten Drittel sah ich dann wieder Viki vor mir. Cool. Dann ging es in die lange Abfahrt, die es in sich hatte.
Oh Mann. Ich hatte so zu kämpfen. Viki war schnell wieder aus meinem Blickfeld und ich musste viel bergab schieben, was meiner Muskulatur gar nicht gefiel. In einem kurzen Gegenanstieg musste ich schmerzerfüllt vom Rad - Oberschenkelinnenseite und Beuger hinten krampften massiv. Nach kurzem Durchatmen und einem Gel versuchte ich es wieder aufs Rad und gleichmäßig zu treten. Irgendwie konnte ich die Krämpfe in den Griff bekommen. Weiter gings auf die letzten 35 Kilometer.
Nach der Abfahrt wartete wieder Andi und ich fragte verzweifelt nach Salz oder Magnesium.
Es gab Cola. Alle meine Gels waren aufgebraucht. Noch 350 Höhenmeter und 30 Kilometer bis ins Ziel. Für die letzten 10 Kilometer ging es durch das schottrige Bachbett. Gott sei Dank ging ich mit 2 anderen Fahrern auf die letzten Kilometer, so waren diese auch zum Glück relativ kurzweilig, wenn auch noch brutal. Wir fuhren ein sehr hohes Tempo, Rad an Rad. Über Stock und Stein. Ich hoffte nur, dass die vor mir nicht bremsten und verließ mich voll und ganz auf deren Linienwahl. Als ich dann den Kirchturm von Spilimbergo sah, wusste ich, es kann nicht mehr weit sein. Die letzten paar Meter ging es in Serpentinen rauf ins Zielgelände. Geschafft. Platz 14 bedeutet auch für mich ein gelöstes WM-Ticket. Erstmals bin ich bei einem Großereignis startberechtigt. Damit geht für mich ein riesen Traum in Erfüllung. Auch wenn ich weiß, dass ich dort eigentlich nichts verloren habe, freu ich mich, ganz offiziell dafür qualifiziert zu haben.
Jetzt heißt es gut auf dieses Highlight vorbereiten, genießen und gesund bleiben!
In diesem Sinn,
Kette links & Ride on!